Vor 150 Jahren ereignete sich an der Ostseeküste Unvorstellbares: Am 12. und 13. November 1872 traf die bislang schwerste Sturmflut die Küste und riss hunderte von Menschen in den Tod. Unzählige Schiffe sanken, das Vieh ertrank. Auch in Kellenhusen forderte die Flut ihre Opfer. Die Ausstellung „Die Sturmflut A.D. 1872“ erinnert nun dort seit dem 1. Oktober an dieses Ereignis.
Zum Jahrestag dieser Katastrophe hat der Tourismus-Service Kellenhusen große Teile der Sonderausstellung des Museums für Regionalgeschichte der Gemeinde Scharbeutz erworben. Sie ist die bislang umfassendste Darstellung der damaligen Ereignisse und enthält historische Zeichnungen, Illustrationen, Fotos sowie Augenzeugenberichte, Tagebucheintragungen und Dokumente.
„Die Sturmflut war eine Tragödie“ sagte Tourismusleiter Raymond Kiesbye bei der Eröffnung am 1. Oktober vor etwa 50 Gästen. Die Flut habe gezeigt, wie wichtig der Küstenschutz für die Ostseeorte ist. Das gelte mehr denn je, weil der Klimawandel den Meeresspiegel immer schneller steigen lässt und auch mit mehr Sturmfluten gerechnet wird. „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir diese interessante Ausstellung vom Regionalmuseum Scharbeutz erwerben und somit auch hier in Kellenhusen zeigen können“ ergänzte Kiesbye.
„Eine Sturmflut wie vor 150 Jahren kann sich jederzeit wieder ereignen“, warnte Sven-Michael Veit, der im Museum Scharbeutz für diese Ausstellung federführend ist. Die Wetterlage damals sei nicht ungewöhnlich gewesen, nur die Intensität und Dauer der Stürme und damit die exorbitante Höhe der Wellen von bis zu 5,50 Metern. „Es war keine Jahrtausendflut“, sagte Veit, „es wird wieder passieren – ob nächste Woche, nächstes Jahr oder erst wieder in 150 Jahren.“ Und darauf sollten die Menschen an den Küsten besser vorbereitet sein.
Die Ausstellung „Die Sturmflut A. D. 1872“ ist täglich von 10 bis 17 Uhr im Gästezentrum Kellenhusen, Strandpromenade 15, zu besuchen. Der Eintritt ist kostenlos.